Pokémon-Meeresbiologie: Von der Küste zum Tiefseegraben

Geschrieben von lyd und TMan87. Übersetzt von Cretacerus und Fischgrat.
« Vorheriger Artikel Home Nächster Artikel »

Einführung

Illustration von Cretacerus

Illustration von Cretacerus.

Tman87:
Herzlich Willkommen zu diesem neuesten Teil der Pokémon-Biologie-Serie! Ich bin Tman87, und zusammen mit lyd, dessen Wissensschatz auf dem Gebiet unseres heutigen Themas fast unerreicht ist, werde ich heute etwas Licht in das Dunkel einer einschüchternden und unbekannten Welt bringen. Tretet ein in die Welt der Pokémon-Meeresbiologie!

Das Meer ist ein Lebensraum wie kein Zweiter: Die meisten Lebensformen besitzen eine dreidimensionale Bewegungsfreiheit, was eine Vielzahl an Jagd- und Verteidigungsstrategien eröffnet. Wenn du jedoch erst einmal in diese Welt eintauchst, wirst du einer vorher unvorstellbaren Vielfalt in den Anpassungsfähigkeiten und Überlebensstrategien begegnen, die zwischen zwei Spezies nie die gleiche Ausprägungsform annehmen! Das Meer ist auch eine unerbittliche Welt, und die Bewohner können ebenso kaltblütig sein...

Küstengebiete

Garstella

Garstella

Tman87:
Garstella scheint trottelig und harmlos zu sein, aber lass dich nicht von diesem Eindruck täuschen: Es wird nicht umsonst als Räuber klassifiziert. Garstella sucht Alolas Küsten heim, auf der Suche nach seinem Leibgericht: Corasonn. Niemand kann genau sagen, warum es permanent auf der Jagd nach Corasonns Korallen ist (egal ob mit oder ohne einem Corasonn [am anderen Ende]), aber es könnte daran liegen, dass die Festbestandteile wie etwa Calcium einen wichtigen Beitrag leisten, um Garstellas (und später Aggrostellas) Außenschale zu verstärken. Es hat aber nicht die größte Mobilität - mit nur einem nennenswerten "Fuß" - und meidet deshalb normalerweise tiefere Gewässer, in denen grausamere und höher entwickelte Räuber ihr Unwesen treiben, eine Crew, gegen die ein armes Garstella wohl keine Chance hätte.

Garstella muss sich aber auch so gegen seinen ganz eigenen Feind wappnen: Knirfish. Seine harte Außenhaut und giftigen Stacheln sind für Knirfishs herausragende Beißkraft kein Hindernis, was auch der Grund dafür ist, dass man Knirfish häufig in Küstennähe und nicht weiter draußen auffindet. Die Idee, dass Knirfish den Psycho-Typen durch evolutionäre Anpassung hinzugewonnen hat, um einen noch besseren Vorteil gegenüber Garstella und Aggrostella zu erlangen, wird zurzeit heiß diskutiert: Einige Wissenschaftler argumentieren, dass die Zahnstruktur bereits ganze Arbeit leistet und völlig ausreicht, während Andere dagegenhalten, dass Psychokinese eine großartige Hilfe bei der Jagd nach Garstella sei, die sich außerhalb des Wassers und somit für ein reines Wasser-Knirfish außer Reichweite befinden würden.

Aber lasst uns nicht zu weit von Garstella abkommen. Seine träge äußerliche Erscheinung und langsamen Bewegungen dienen nur dem Zweck, eine der brutalsten Räuber-Strategien der Tierwelt zu verbergen. Normalerweise kriecht dieses Pokémon am Grund herum und ernährt sich von abgefallenen Corasonn-Hörnern; sobald es jedoch potenzielle Beute entdeckt, entwickelt es eine vor allem für seine Größe unglaubliche Aggressivität: Es stürzt sich kopfüber auf das gegnerische Pokémon in der Hoffnung, dieses mit seinem großen Giftstachel zu vergiften. War dies erfolgreich, ist das Spiel für Garstella bereits gewonnen, es muss nur noch auf das Eintreten der Giftwirkung warten und dann seinem Opfer mit seinen zehn stacheligen Tentakeln den Rest geben. Ist die angehende Mahlzeit somit erledigt, kann Garstella sie ohne Sorge verzehren. Falls es Garstella nicht geglückt ist, das Gift zu injizieren, wird es entweder versuchen zu fliehen oder einen weiteren Versuch zu starten; dies hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab, wie zum Beispiel Größe und Gewicht des gegnerischen Pokémon, ob es lediglich verfehlt hat oder aber von einer unerwartet harten Panzerung abgeprallt ist, und wahrscheinlich noch vielen weiteren Variablen, die heutzutage vielleicht immer noch unbekannt sind. Da Garstella jedoch nicht gerade flink ist, wird es nur selten einem verärgerten Pokémon entkommen können, doch normalerweise sind die giftigen Stacheln Grund genug für die meisten Pokémon, um wieder von ihm abzulassen.

Zu guter Letzt teilt Garstella eine Fähigkeit mit der Sterndu-Familie: Die Fähigkeit, seinen Körper zu regenerieren. Dies ist zwar nicht ganz so extrem ausgeprägt wie Sterndu, da es seine Fähigkeit bei Kopfverletzungen verliert, aber Garstella kann jegliche verlorenen Gliedmaßen (also hauptsächlich Tentakel) über Nacht wieder nachwachsen lassen. Dies hilft ihm sowohl offensiv, da es somit noch rücksichtsloser angreifen kann, ohne sich allzu viel Sorgen um seinen Körper machen zu müssen, als auch als defensive Fertigkeit, da es diesem Pokémon relativ wenig ausmacht, ein Körperteil zu "opfern", um fliehen zu können.

Flachwasser

Tandrak

Tandrak

Tman87:
Tandrak wirkt mit knapp 2 Metern ungewöhnlich groß dafür, dass man es in seichten Gewässern antreffen würde. Dieses Pokémon konnte sich jedoch an die Umgebung anpassen und versteckt sich verstohlen in großen Algenfeldern, die man an unterschiedlichsten Stellen des Meeres finden kann. Zugegebenermaßen kann seine Vorentwicklung Algitt aufgrund seiner Größe dichter an Küstengebieten auf Jagd gehen, aber Tandrak fühlt sich trotzdem in Flachwasser wohl, wo es sich mühelos unter Sand und Schlick verstecken kann und somit fast unsichtbar für mögliche Opfer wird.

Wahrscheinlich ist Tandrak ein naher Verwandter der Seeper-Familie; sie teilen sich die gleiche aufrechte, für andere meeresbewohnende Pokémon höchst ungewöhnliche Schwimmhaltung sowie den Drachen-Typen der jeweils letzten Entwicklungsstufe. Somit liegt die Existenz eines gemeinsamen Vorfahrens ziemlich nahe, wobei sich die Tandrak-Familie offensichtlich zu einem offensiveren Jäger entwickelt hat, während Seepers Evolution ein defensiveres Verhalten begünstigt zu haben scheint: Seemons giftige Schuppen (welche Taubheit und in manchen Fällen auch Ohnmacht hervorrufen sollen) werden hauptsächlich als Schutzmechanismus eingesetzt, und auch seine herausragende Agilität wird meistens eher bei dem Entkommen von aggressiven Gegnern zur Schau gestellt, als bei einer Jagd nach Beute. Es gibt noch einen anderen vielversprechenden Kandidaten für einen Platz im Stammbaum: Moruda. Auch wenn dies aufgrund der großen morphologischen Unterschiede der zwei Spezies ziemlich überraschend klingen könnte, scheinen Tandrak und Moruda sehr gut zu koexistieren, wobei einiges auf eine ehemalig symbiotische Beziehung hindeutet. Zudem erinnern Tandraks Algen-Mimikry und Morudas äußerliche Erscheinung stark aneinander, somit ist es durchaus plausibel, dass die beiden Lebewesen eines Tages ein und dasselbe Pokémon waren. Auch wenn uns während dem Verfassen dieses Artikels immer noch keine handfesten Beweise vorliegen, könnte man definitiv annehmen, dass vor tausenden von Jahren ein bestimmtes Moruda ein Ur-Tandrak gebar oder zu jenem mutierte, wobei es sein Seegras-Aussehen nun anders einsetzte als vorher üblich. Vielleicht ergriff es sogar Besitz von einem vorüberschwimmenden Seemon oder Seedraking, woraufhin sich schließlich das Erbgut fusionierte und dadurch das erste Tandrak entstand.

Lasst uns jedoch von den Hypothesen zurück zum Thema kommen, denn Tandrak wäre sicherlich nicht so ein beängstigender Räuber, wenn es nur seine Tarnfähigkeit besitzen würde. Seine tödlichste Waffe, mit der es seine Opfer auf der Stelle töten kann, ist sein unglaublich starkes Gift, welches es wie einen Atem aussondern kann. Dieses Toxin kann einigen beeindruckenden Berichten zufolge sogar gewisse Metalle zersetzen, was erklärt, warum es für jegliche kleinere bis mittelgroße Meerespokémon sofort fatal ist. Damit ergab sich jedoch ein Mysterium: Sollte der Giftstoff wirklich so potent sein, warum waren dann nicht viele Küstenzüge, die in der Nähe von Tandrak-Jagdgründen waren, einzige Giftsümpfe, in denen man beim Baden einzelne Körperteile verlieren würde? Die Antwort liegt wieder einmal in evolutionärer Anpassung und einer einfachen logischen Erklärung. Tandrak würde keinen Nutzen aus einem so starken Gift ziehen können, wenn es für Ewigkeiten weiter im Wasser treiben würde, nachdem es seinen Zweck - das Töten der Beute - erfüllt hat: Das Pokémon würde riskieren, dass jedes Lebewesen in näherer Umgebung ausgerottet werden würde, womit nicht nur seine Nahrungsquellen betroffen wären, sondern auch gerade die Algenwälder, die ihm seine so hocheffektive Tarnung ermöglichen.

Aus diesem Grund ist Tandraks Gift zwar sehr stark, aber auch schnell neutralisiert, da der Wirkstoff innerhalb weniger Sekunden nach dem Freisetzen mit dem Salzwasser des Meeres reagiert und in harmlose, ungiftige Moleküle zerfällt. Dies erlaubt es Tandrak, einer Vielzahl an Beutewesen nachzujagen und mögliche Räuber abzuwehren, während es Kollateralschäden minimal halten kann.

Meeresboden

Wummer

Wummer

Tman87:
Wummer ist ein sehr interessantes Pokémon, denn seine Jagdmethode ist in der Pokémon-Welt einmalig. Dieses Pokémon muss sich nicht auf überragende Schnelligkeit, rasiermesserscharfe Zähne oder tödliches Gift verlassen, um seine Beute zu fassen. Es verlässt sich nur auf etwas Tarnung ... und seine erstaunliche rechte Schere (manche Wummer sind aber auch linksscherig). Offensichtlich ist Wummers Schere mit der Zeit immer und immer stärker geworden, bis sie sogar größer als der Rest des Körpers wurde!

Wummer ruht normalerweise am Meeresboden, oft in Höhlen, von wo aus es vorbeischwimmende Opfer einfach entdecken kann. Sobald dies passiert, ist es Zeit für die Schere: Da seine Schere fast komplett aus Muskelgewebe besteht, kann Wummer sie mit explosiver Geschwindigkeit kontrahieren. Dadurch schließt sich die Schere so schnell, dass das Wasser in der Schere brutal komprimiert wird, was zu Kavitation führt. In der Kavitationsblase wird kurzzeitig eine Temperatur von mehreren Tausend Grad Kelvin erreicht, während der erzeugte Duck eine Schockwelle auslöst. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass egal wer oder was sich am anderen Ende der Schere befindet, im besten Fall von der Kavitationsblase betäubt ist, wodurch Wummer es einfach erledigen kann, oder durch sie bereits sofort getötet wurde.

Als man die Stärke wissenschaftlich untersuchte, stellte sich heraus, dass der erzeugte Druck sogar ausreichen würde, um Stahl zu zerreißen, was von der erschreckenden Kraft zeugt, die in dieser Schere liegt. Wummer selbst verletzt sich dabei dank der schweren Panzerung dieses Körperteils nicht; wohl wieder ein Produkt der Evolution, da Selbstverletzung mit der eigenen Jagdmethode keine wirklich effiziente Methode darstellen würde.

Wummer wird wahrhaftig von seiner Schere definiert, und erfreulicherweise erweist sich diese auch neben der Jagd als nützlich. Beim Studieren dieses Pokémon entdeckte man, dass die Schere eine kleine Öffnung an der Rückseite besitzt. Durch diese Öffnung kann viel Wasser mit enormer Geschwindigkeit entweichen, falls die Kontraktion der Schere schwach genug ist, um keine Kavitation auszulösen. Dies erlaubt es Wummer, im Wasser umherzuflitzen, wodurch es einerseits schnell einem Räuber entkommen und andererseits eines seiner eigenen Opfer schnell einholen kann; obwohl dies bedeuten würde, dass es noch einmal "nachladen" müsste, bevor es seine Schere erneut abfeuern kann. Somit hilft Wummer der Vortrieb wohl hauptsächlich in einer Fluchtsituation, wenn es sich weit von seiner Höhle entfernt hat, in welche es sich ansonsten einfach zurückziehen kann, um außerhalb der Reichweite von größeren Räubern zu sein. Andererseits wird Wummer in der Nähe seiner Wohnung meist in Ruhe gelassen, da nur wenige kleinere Pokémon es wagen würden, ein Wummer mitsamt der verheerenden Kraft seiner Schere herauszufordern, sofern sie nicht einen Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben.

Zu guter Letzt kommt es nicht selten vor, dass man ein Wummer in Begleitung eines Finneon (und seltener Lumineon) sieht, da dieses sich um die Überreste einer Mahlzeit von Wummer kümmert und somit die Schere reinigt; dies kann Wummer nicht ohne fremde Hilfe tun.

Tiefsee

Apoquallyp

Apoquallyp

Lyd:
Trotz ihrer äußeren Erscheinung gehören Apoquallyp zu den intelligenteren Pokémon der Meere, wodurch sie sich von ihren Verwandten Tentacha und Anego abheben. Die meisten Organe von Apoquallyp sind relativ einfach aufgebaut, doch ihr Nervensystem ist eines der am weitesten entwickelten. Apoquallyp können somit beispielsweise Schiffe verfolgen und Matrosen dazu verleiten, die Schiffe an konkrete Stellen zu leiten. Anschließend versenken sie die Schiffe in exakter Konfiguration mit tausenden vorherigen Schiffen, um eine Art untermeerische Festung aus Schiffswracks zu schaffen, die bereits mehrere Male in den Tiefen des Ozeans nachgewiesen werden konnten. Eine weitere kuriose Angewohnheit von Apoquallyp besteht darin, diverse menschliche Lebensweisen nachzuahmen. Da sie auch in der Luft schweben können, wandern Apoquallyp oft in Städte und beobachten die Menschen bei ihrem täglichen Leben, um dies dann unter Wasser zu imitieren. Der starke Sexualdimorphismus erklärt sich vermutlich damit, dass sie ihren Körper menschlichen Eigenarten angepasst haben und dabei wohl etwas übertrieben haben. Apoquallyp stehlen auch gerne Kleidung und Schmuck aus Schiffswracks. So lieben männliche Apoquallyp Akzessorien wie Zylinder und Monokel, während weibliche Apoquallyp bevorzugt Halsketten, Ohrringe und Armbänder stehlen.

Trotz ihrer Feindseligkeit gegen Menschen könnten Apoquallyp in Zukunft erhebliche Chancen für uns bieten. Denn Apoquallyp tragen den Schlüssel zu biologischer Unsterblichkeit in sich. Ihr Lebenszyklus beginnt als Larvenform sicher innerhalb ihres Eis, ehe sie als Quabbel schlüpfen. Nachdem sie ausreichend Energiereserven angesammelt haben, entwickeln sich Quabbel in Apoquallyp. Soweit noch recht unspektakulär, doch hier ist die Besonderheit: Wenn ein Apoquallyp unter zu starken Umweltbelastungen, Krankheiten oder Altersschwäche leidet, kann es sich in ein Quabbel zurückverwandeln und den Zyklus immer wieder von neuem beginnen. Dies ist das einzige bisher bekannte Beispiel einer systematischen „Rück-Entwicklung“ eines Pokémon. Mithilfe dieser speziellen Fähigkeit können Apoquallyp theoretisch für immer jung bleiben und ewig leben, es sei denn, natürlich, sie fallen einem Räuber zum Opfer. Grundlage der Fähigkeit ist die sogenannte Transdifferenzierung ihrer Zellen, indem diese ihre Genexpression drastisch ändern und sich so in Quabbel-Zellen zurückverwandeln. Dieser Prozess erneuert auch die Telomere, wodurch die DNS längerfristig vor dem Zerfall geschützt wird. Kein anderes Pokémon ist dazu imstande. Aktuelle Studien versuchen, diesem biologischen Trick auf den Grund zu gehen, doch es wird wohl noch eine Weile dauern, bevor Menschen diese Technik für ihre eigene ewige Jugend nutzen können.

Tiefseegraben

Lanturn

Lanturn

Tman87:
Während wir uns in das Abyssopelagial begeben, warne ich dich: Die Regeln hier unten sind deutlich strenger als im Rest der Tierwelt. Zuallererst gibt es hier wenig, wenn überhaupt etwas Licht, was die Nahrungskette auf den Kopf stellt: Ohne Licht können nur wenige Pflanzen überleben, wodurch Pflanzenfresser nur wenig Nahrung finden, was damit auch Fleischfresser auf eine Diät setzt. Eine der wenigen Lichtquellen ist Lanturn. Nun, Lanturns Lumineszenz ist das Resultat einer Symbiose, ein Thema, auf dessen Gebiet mein Kollege Lyd ein ausgezeichneter Experte ist. Lanturn beherbergt verschiedene Bakterien in seinen Leuchtkörpern. Diese ernähren sich im Normalzustand von den Energiereserven des Pokémon, wenn es sein Licht "ausgeschaltet" hat, mangels einer besseren Bezeichnung, und sie konsumieren gerade genug, um zu überleben und sich fortzupflanzen. In diesem Fall ist ihr Stoffwechsel (insbesondere Kohlenstoff-Stoffwechsel) ähnlich dem von anderen Bakterien, nur vergleichsweise langsam verlaufend. Somit erreicht die Bakterienpopulation nie eine kritische Masse, und sollte sie es doch tun, so nutzt Lanturn eine spezielle Muskelgruppe, um Teile der Population ins Meer auszustoßen. Warum darf die kritische Masse nicht erreicht werden? Weil dies die Biolumineszenz aktivieren würde. Keine Sorge, ich erkläre es: Wenn Lanturn eine besondere Körperflüssigkeit in seine Leuchtkörper injiziert, konnte nachgewiesen werden, dass sich die Bakterienaktivität sowie -Reproduktionsrate immens erhöht. Sobald jene kritische Masse erreicht wurde, verändert sich ihr Stoffwechsel und sie beginnen, Luciferin zu produzieren, wodurch Lanturns Leuchtkörper hell zu leuchten anfangen. Man nimmt an, dass Lanturns spezielle Körperflüssigkeit eine nährstoffreiche Flüssigkeit wie Glykogen ist, die die anabolen Stoffwechselwege der Bakterien aktiviert und somit die Reproduktion antreibt.

Offensichtlich profitiert auch Lanturn von der Koexistenz: Auch wenn das Pokémon größtenteils friedfertig ist und manchmal sein Licht auch auf hilfsbereite Weise einsetzen wird, so findet es doch hauptsächlich als Jagdwerkzeug Verwendung. Wie bereits erwähnt ist Licht eine Rarität in den Abgründen des Meeres, was bedeutet, dass die meisten Pokémon dort entweder keine Augen besitzen (wie zum Beispiel Relicanth), oder sie besitzen Augen, die daran angepasst sind, in fast vollkommener Dunkelheit zu funktionieren. Für solche Augen sind selbst minimale Lichtmengen komplett blendend - und Lanturns Licht kann man sogar aus drei Meilen erahnen! Bevor wir uns jedoch im Detail ansehen, wie dieses Pokémon kleinere sowie mittelgroße Pokémon jagt, müssen wir über eine weitere Fähigkeit von ihm sprechen: Das Wahrnehmen von Elektromagnetismus. Lanturn ist teils vom Elektro-Typen, da dieses Pokémon die angeborene Fähigkeit besitzt, Elektromagnetismus zu registrieren, was in einer Welt, in der man seine Umgebung schwer ausmachen kann, eine wirkliche Bereicherung ist. Das Wahrnehmen von elektromagnetischen Wellen, die von anderen Lebewesen abgestrahlt werden, ist sowohl für die Jagd als auch für das Vermeiden von Jägern äußerst hilfreich, da jede Welle unterschiedlich ist und Lanturn diese höchst effizient entschlüsseln kann. Jedes Lebewesen sendet dank seiner Nervenimpulse ein elektromagnetisches Feld aus, etwas, das abgefangen und entschlüsselt werden kann. Diese Wellen werden in einer kleinen Region von Lanturns Gehirn registriert und dann in visuelle Information umgewandelt, ähnlich wie es Golbat oder andere Echolot-Nutzer tun. Somit "sieht" das Pokémon eine dreidimensionale Abbildung seiner unmittelbaren Umgebung, inklusive aller Lebensformen im näheren Umfeld.

So sieht also ein Tag auf der Jagd für Lanturn aus: Es schwimmt ohne Beleuchtung herum und versucht, durch elektromagnetische Wellen mögliche Beute zu registrieren und gleichzeitig anderen Jägern aus dem Weg zu gehen. Sobald es eine Beute registriert hat, macht es sie so unauffällig wie möglich ausfindig, was durch eben diesen Wahrnehmungssinn für Elektromagnetismus ermöglicht wird. Wenn es nah genug an sein Opfer herangekommen ist, injiziert es seine Nährflüssigkeit in die Leuchtkörper, was zu rapidem Bakterienwachstum führt.

Die Bakterien in den Leuchtkörpern erreichen die kritische Masse und beginnen daraufhin, Licht abzustrahlen. Der ganze Prozess des Erleuchtens dauert nur Bruchteile von Sekunden! Da die Beute im Abyssopelagial lebt, ist sie solch blendendes Licht nicht gewohnt und somit betäubt, während es diese Reizüberflutung zu verarbeiten versucht. Lanturn hat daraufhin zwei Möglichkeiten, um es zu beenden: Entweder ist die Beute klein genug, um komplett verschlungen zu werden (Lanturn kann seinen Mund und Magen ausdehnen, um trügerisch große Beute zu verschlingen), oder es kann das Opfer mit einem elektrischen Stoß töten, falls die Beute wirklich zu groß sein sollte. In beiden Fällen war die Jagd erfolgreich.

Schlussworte

Lyd:
Ich hoffe, dass dieser Artikel eine frische Sichtweise auf die marine Lebewelt der Pokémon gewährt hat. Als landlebende Art werden wir den aquatischen Wesen niemals so nahe kommen wie die Kreaturen ihres Umfeldes, sodass viele ihrer Eigenarten verblüffend wirken können. Und wahrlich gibt es viele einzigartige Pokémon dort draußen, von den Küstenbereichen bis in die Tiefen der Ozeane!

HTML von XnadrojX | Script von HoeenHero.
« Vorheriger Artikel Home Nächster Artikel »